Stadt Thun, Sanierung und Umbau Platzschulhaus

(Rathausplatz 3)
Bauherrschaft:

Christian und Hans-Ueli Müller.

Planung und Realisierung:

2003 – 2005

Baukosten:

CHF 5’042’500.– (Kostenvoranschlag)
CHF 5’040’386.– (Abrechnung)

Geschichte des Gebäudes

Mitte 14 Jh.
Durch fromme Stiftungen entsteht als Fürsorgeeinrichtung das Niedere Spital, so genannt zur Unterscheidung vom flussaufwärts gelegenen Oberen Spital.

1614
Der Spitalbau, bestehend aus Wohn-, Ökonomie- und Vorratsteilen wird 1614 unter Spitalvogt (Verwalter) Jakob Seiler um- oder neu gebaut, wovon ein 1926 von der Stadt Thun im Schlossmuseum deponierter Fenstersturz kündet. Er zeigt die Wappen von Thun und des Spitals, darunter das Meisterzeichen des Bildhauers.

1792
Umfassende Planung eines Spitalneubaus durch verschiedene Architekten. Ausgeführt werden dIe Pläne des zur Zeit in Bern tätigen Pariser Architekten Cyr Jean-Marie Vivenel. 1794 begann der Innenausbau, der aber beim Einmarsch der Franzosen 1798 noch nicht vollendet war.

1798
Im halb ausgebauten Gebäude werden französische Besatzungstruppen einquartiert.

1806
Nach dem Abzug der Franzosen wird das Haus zu Schulzwecken umgenutzt und behält diese Nutzung bis ins 20 Jh. Nachher Nutzung als Polizeisitz und für verschiedene Zwecke.

1993
Die Stadt Thun beschliesst, die ihr seit 650 Jahren gehörende Liegenschaft abzugeben.

2003 – 2005
Gesamtrenovation und Umnutzung zu Wohnzwecken.
Bauherrschaft: Christian und Hans-Ueli Müller
Architektur, Bauführung und Kostenkontrolle: Marc Zwahlen
Erstellung der Planunterlagen unter Führung von Marc Zwahlen bei Sulzer + Partner AG
Beratung Denkmalpflege: Jürg Schweizer

Umbau und Renovation

2003 erhielt ich von den Gebrüdern Christian und Hans-Ueli Müller den Auftrag, die Liegenschaft Rathausplatz 3 zu sanieren und ab dem 1. Obergeschoss zu Wohnzwecken umzunutzen.

Die Liegenschaft wurde bis 1993 als Verwaltungsgebäude der Stadtpolizei verwendet. In dieser Zeit wurden die schönen und grossen Räumlichkeiten den Bedürfnissen der Vewaltung angepasst, das heisst unterteilt und teils durch abgehängte Decken und verschiedene Wandverkleidungen notdürftig „saniert“. Zum Glück geschah dies, ohne dass grössere Schäden an der ursprünglichen Bausubstanz entstanden (Intakte Tragstruktur, Decken und Wandtäfer aus der Erstellungszeit, Ringgenberger Bodenplatten in den Laubengängen). So konnten die meisten dieser originalen Schmuckstücke restauriert und nach der Renovation wieder gezeigt werden.

Die gut angelegten, reizvollen und schmucken Innen- und Aussenhöfe wurden zwischen 1810 und 1993 unterteilt, überdacht und als Abstell- und Lagerräume genutzt. Dieses Labyrinth von Kammern habe ich bei der Sanierung entfernt. Die Höfe nahmen wieder ihre ursprüngliche Gestalt an und wurden für die Wohnungen zu schönen, idyllischen und vor öffentlichen Einblicken geschützten Aussenbereichen.

Die zwei Ladenlokale im Erdgeschoss wurden technisch auf den heutigen Standard gebracht und unter Beibehaltung der reizvollen Schaufenster saniert.

Eine anspruchsvolle Aufgabe war der Umbau der alten Trafo-Station (für die Altstadt Thun) im Untergeschoss. Diese veraltete Anlage in einem schönen Gewölbekeller musste dem Einbau eines Musiklokals mit Bar weichen und die neue Station wurde in den ehemaligen Heizungs-Tankraum verlegt. Zwei einzelne, aus Bruchsteinwänden und Backsteingewölben bestehende Keller wurden durch einen Wandausbruch miteinander verbunden. So entstand für das geplante Lokal die ideale Aufteilung in einen Bar-Raum und einen Konzert-Raum. Beim vorderen, an den Rathausplatz angrenzenden Gewölbekeller senkte man den Boden um einen Meter. Dies ermöglichte den Einbau einer Galerie über dem Bereich der Bartheke. Diese Galerie schliesst den unteren Arbeitsbereich nach oben ab und schafft eine zweite, intimere Aufenthaltsebene.

Eine weitere Herausforderung war die Planung des Neubaus am Schlossberghang, in enger Zusammenarbeit mit der Baubehörde, der kantonalen Denkmalpflege und der Altstadtkomission.
Am Schlossberghang, rückseitig an das Hauptgebäude angebaut, befand sich das sogenannte „Trülgebäude“, dessen Dachgeschoss abgebrochen wurde. Im verbliebenen Erdgeschoss und
1. Obergeschoss entstanden zwei Loftwohnungen. Die obere dieser Loftwonungen erhält ihren besonderen Reiz durch die Verbindung von Trülgebaude und dem Dachgeschoss des Hauptbaus, sowie den zwei dazugehörenden Dachterassen.

Auf den bestehenden Grundmauern des Trülgebäudes (EG und 1. OG) plante ich, als Neubau, ein zweistöckiges Doppeleinfamilienhaus, von dessen Wohngeschoss aus man eine herrliche Aussicht auf die Thuner Altstadt und das Bergpanorama geniesst.